Demokratie

Arbeitshilfe

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Demokratie und Digitalisierung

Inhalt

1. Einführung

2. Was bedeuten Demokratie und Digitalisierung? 

3. Vom Beginn bis zum Ende – Planung ist die halbe Miete

4. Ablauf eines gelungenen Diskussionsabends 

5. Tipps und Tricks

6. Literaturverzeichnis

1. Einführung

Demokratie und Digitalisierung sind zwei mächtige Konzeptionen, mit denen bereits viele Bücher, Internetseiten, Themenabende, Fernsehsendungen inhaltlich gefüllt wurden. Sowohl die Demokratie als auch die Digitalisierung prägen das Leben aller Menschen von jung bis alt in den unterschiedlichsten Lebensbereichen wie zum Beispiel in der Arbeitswelt, im Freizeitbereich, im Familien- und Freundesbereich, in der Schule oder auch im Ehrenamt auf der ganzen Welt.


Die vorliegende Arbeitshilfe bietet eine Orientierung, um im Rahmen eines spannenden Diskussionsabends das Zusammenspiel von Demokratie und Digitalisierung zu vertiefen und eine lebhafte Diskussion zu führen, wie sich die täglich fortschreitende Digitalisierung auch auf die Organisation unseres demokratisch sozialen Bundestaates und auf das soziale Miteinander der Bürgerinnen und Bürger auswirkt.

2. Was bedeuten Demokratie und Digitalisierung? 

Demokratie bedeutet aus dem Griechischem übersetzt „die Herrschaft des Volkes“. Sie ist eine Herrschaftsform und regelt das politische System eines Staates und das Zusammenleben der in ihm lebenden Menschen.


Kennzeichnend für eine demokratische Staatsform ist unter anderem, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, somit die gleichen Rechte haben und Minderheiten geschützt werden. Außerdem zeichnet sich eine Demokratie durch Volkssouveränität aus, denn wie es im Grundgesetz im Artikel 20 steht „geht alle Gewalt vom Volke aus“. Durch Wahlen und zahlreiche weitere politische Beteiligungsmöglichkeiten wie die Teilnahme an Demonstrationen, die Mitwirkung in Parteien, Bürgerinitiativen usw. haben die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, mitzubestimmen und mitzugestalten. In einer repräsentativen Demokratie, wie sie in Deutschland der Fall ist, wählen die Bürgerinnen und Bürger Vertreterinnen und Vertreter, die ihre Interessen auf verschiedenen politischen Ebenen einbringen (vgl. Pötzsch 2009).


Digitalisierung bedeutet ursprünglich das Umwandeln von analogen Informationen in Form von Texten, Nachrichten, Arbeitsvorgängen in digitale Formate, die der Computer lesen und weiterverarbeiten kann.


Beispielsweise hat eine Person einen sehr leckeren Kirschkuchen gebacken und möchte dieses Rezept nun mit Freunden teilen, die nicht in ihrer Nähe wohnen. Früher wurde das Rezept per Brief zum Beispiel verschickt. Heute bieten digitale Technologien die Möglichkeit, es in Sekundenbruchteile mit verschiedenen Personen zu teilen. Beispielsweise kann die Person das Rezept über einen Nachrichtendienst wie zum Beispiel WhatsApp (1) verschicken, es auf Facebook (2) posten oder in einem persönlichen Tagebuch im Internet veröffentlichen. Die Möglichkeiten der Vernetzung der Menschen sind heutzutage fast unbegrenzt. Insbesondere die Videotelefonie, die Möglichkeit mit einer oder mehreren Personen über ein technisches Gerät per Video zu sprechen, nutzen die Menschen gerne. 

1 WhatsApp bietet die Möglichkeit, per Internet kostenlos zum Beispiel Text- und Sprachnachrichten sowie Bilder zu verschicken. Hierzu kann beispielsweise eine App (Anwendungssoftware) auf dem Smartphone, Tablet installiert werden.


2 Facebook ist ein soziales Netzwerk, auf welchem Menschen aus der ganzen Welt miteinander in Verbindung treten können. Auf Facebook ist es möglich, ein Profil über die eigene Person anzulegen, mit anderen zu schreiben und Inhalte und Beiträge zu veröffentlichen. Die Nutzung ist kostenlos und es bedarf wie in WhatsApp einer Registrierung zur Nutzung.

Die Menschen gehen mit wenigen Klicks ins Internet und sind in einem Dschungel von Informationen unterwegs, den sie jederzeit und von ü̈berall mit verschiedenen Geräten betreten können. Nicht nur die Kommunikation und Vernetzung der Menschen hat sich verändert, sondern durch die Digitalisierung sind Arbeitsvorgänge von Computern und Maschinen übernommen worden (vgl. Disselhoff 2017). Dies ist beispielsweise der Fall, wenn man in einer Telefonwarteschleife bei seiner Versicherung oder bei einer Urlaubsbuchung landet sowie Geld am Automaten abheben möchte.


Um Bestand zu haben, muss sich die Demokratie mit einer sich ständig wandelnden Gesellschaft weiterentwickeln. Die Digitalisierung ist eine Chance und Herausforderung zugleich für das Bestehen der Demokratie:


  • „Wie kann bzw. muss die Demokratie auf die voranschreitende Digitalisierung reagieren?“
  • „Schadet und oder fördert die Digitalisierung das zwischenmenschliche Zusammenleben?“
  • „Können alle Menschen an der Digitalisierung teilnehmen? Welche Voraussetzungen müssen hierfür erfüllt sein?“ 


In dieser Arbeitshilfe geht es nicht nur um eine hilfreiche Anleitung, um einen Diskussionsabend zu diesen spannenden Themen in Ihrem Seniorenbüro zu organisieren und durchzuführen, sondern es finden sich auch erste Diskussionsimpulse und Fragen wieder, um die Diskussion auch mit Leben zu füllen.

3. Vom Beginn bis zum Ende – Planung ist die halbe Miete

Zu Beginn bietet es sich an, eine kleine Planungsgruppe aus interessierten Personen zu bilden, die Lust haben, einen solchen Diskussionsabend durchzuführen. Hierdurch können die Erfahrungen der einzelnen Mitwirkenden gebündelt und Aufgaben untereinander aufgeteilt werden. Die folgenden aufgeführten Punkte bieten eine Orientierung zur Organisation und Gestaltung eines Abends:


  • An welchem Wochentag soll der Diskussionsabend stattfinden?
  • Zu welcher Uhrzeit soll der Diskussionsabend beginnen?
  • Wie lange soll der Diskussionsabend dauern?
  • Soll es eine Pause geben?
  • Wo soll der Themenabend stattfinden?
  • Welche Personen sollen zur Teilnahme angesprochen werden?
  • Ist die Anzahl der teilnehmenden Personen zum Beispiel aufgrund der Raumgröße begrenzt?
  • Welche Kosten fallen gegebenenfalls an? Wie kann man das Geld für diese aufbringen?
  • Sollen sich die Teilnehmenden vorab anmelden? Falls ja, wie?

Die Rahmenbedingungen und der inhaltliche Aufbau

Zu Anfang sollten die Rahmenbedingungen sowie der inhaltliche Aufbau des Diskussionsabends in den Blick genommen werden. Außerdem macht es Sinn, Aufgaben festzuhalten, sodass auch nichts vergessen wird.


Mit Blick auf die Rahmenbedingungen sollte immer die Zielgruppe, die man vorwiegend ansprechen möchte, im Blick behalten werden. So stellt die Planungsgruppe sicher, dass viele Personen teilnehmen können und sich diese Personen auch angesprochen fühlen, teilzunehmen.


In einem ersten Schritt ist es hilfreich, einen inhaltlichen Ablauf bzw. eine kleine Struktur für den Diskussionsabend zu erarbeiten und diese zu verschriftlichen. Dies hilft dabei, die ersten Gedanken zu sortieren. Es bietet sich an, dass eine Person aus der Planungsgruppe zentrale Punkte schriftlich festhält, sodass Ergebnisse nicht verloren gehen.


Diskussionsabende sehen vom Ablauf oft ähnlich aus:

  • Sie beginnen mit einer Begrüßung durch die Moderatorin bzw. den Moderator und einer Vorstellung des Seniorenbüros.
  • Darauf folgt das Herzstück, die Diskussion.
  • Zum Schluss findet eine Verabschiedung statt.


Außerdem könnte zusätzlich ein Aufgabenplan schriftlich angefertigt werden, sodass eine Zuweisung der Aufgaben stattfindet und keine Aufgabe in der Bearbeitung vergessen wird. Hilfreich kann es sein, die Aufgaben zu sortieren. Beispielsweise können Aufgaben danach sortiert werden, wann sie zeitlich anstehen (vor der Veranstaltung, während der Veranstaltung, nach der Veranstaltung). Die Aufgaben könnten auch nach Themenfeldern sortiert werden (Öffentlichkeitsarbeit, Gestaltung des Raums, Vorbereitung der Methoden usw.).

Methodenvielfalt erhöht die Aufmerksamkeit 

Im inhaltlichen Ablauf lassen sich unterschiedliche Methoden einbauen. Das Nutzen von Methoden hilft, die Teilnehmenden in die Diskussion mit einzubeziehen, den Diskussionsabend lebhaft zu gestalten und die Aufmerksamkeit und das Interesse der Teilnehmenden hoch zu halten. Daher kann es hilfreich sein, sich in diesem ersten Schritt auch Gedanken darüber zu machen, welche Methoden zum Einsatz kommen könnten. Es reicht, wenn ein oder zwei Methoden Verwendung finden. Diese müssen nicht mit viel Aufwand geplant werden, sondern auch kleine Methoden erfüllen ihren Zweck. Im Laufe dieser Arbeitshilfe werden beispielhaft einfache Methoden beschrieben, die im Rahmen eines Diskussionsabends an unterschiedlichster Stelle genutzt werden könnten.

Die Rolle der Moderation

Die Personen, die die Moderation übernehmen, haben viele Aufgaben an diesem Abend.


Die Moderatorin bzw. der Moderator

  • achten auf demokratische Prinzipien (keine Beleidigungen, kein dazwischen reden, gleichmäßige Verteilung der Redeanteile)
  • sind neutral und allparteilich
  • schaffen eine angenehme Gesprächskultur
  • achten auf die Zeit und den inhaltlichen Ablauf
  • steuern die Diskussion, setzen neue Impulse oder beenden Diskussionen, wenn sich die Teilnehmenden inhaltlich zu sehr in ein Thema verstricken
  • motivieren die Teilnehmenden, mitzumachen
  • vermitteln bei Konflikten.


Es macht Sinn, sich die Moderation aufzuteilen.

Das gibt der einzelnen Person Sicherheit, das Team unterstützt sich gegenseitig und bringt Abwechslung für die Teilnehmenden. Und abgesehen davon macht es zu zweit oder sogar mit mehr Personen auch viel mehr Spaß.

Eine gute Atmosphäre schaffen

Die Atmosphäre spielt eine zentrale Rolle, damit sich die Teilnehmenden wohlfühlen und sich an der Diskussion beteiligen. Beispielsweise sollte ein heller freundlicher Raum gewählt werden. Auch die Art und Weise, wie die Teilnehmenden zueinander sitzen, trägt zu ihrem Wohlbefinden bei. Bei Diskussionen bietet es sich oftmals an, die Teilnehmenden so zu setzen, dass sie sich sehen können und nicht mit dem Rücken zueinander sitzen. Hier bietet sich auch ein Gesprächskreis an. So nehmen sich die Teilnehmenden gleichberechtigt und auf Augenhöhe wahr. Getränke und ein paar kleine Snacks in der Pause können den Austausch der Teilnehmenden untereinander fördern, bestimmte Themen zu vertiefen.

Die Öffentlichkeitsarbeit

Nun ist der Diskussionsabend geplant und wartet nur noch auf die Durchführung. Damit die Planungsarbeit belohnt wird und Personen auf den Diskussionsabend aufmerksam werden, gibt es einige Möglichkeiten für die Werbung. Die Einladung sollte möglichst auf vielen Wegen gestreut werden.


Insbesondere Flyer und Plakate sollten inhaltlich überschaubar gestaltet werden. Auf einem Blick sollten die Leserinnen und Leser alle wichtigen Infos entnehmen können. Ein Titel des Diskussionsabends sowie die Nennung von Diskussionsfragen können den Teilnehmenden helfen, zu verstehen, worum es geht und das Interesse steigern. Durch unterschiedliche Kanäle kann auf den Diskussionsabend aufmerksam gemacht werden: 


  • per Brief oder E-Mail
  • durch die direkte Ansprache von Personen
  • über die Verteilung von Flyern im Stadtbezirk und die Auslage an bestimmten Orten wie zum Beispiel im Seniorenbüro
  • in den sozialen Medien wie auf Facebook
  • auf der eigenen Homepage
  • mit Plakaten an belebten Orten im Stadtbezirk.

4. Ablauf eines gelungenen Diskussionsabends 

Nun ist es so weit und der Raum füllt sich. Die Gäste haben Lust, zu diskutieren und warten nun darauf, dass es endlich losgeht.

Begrüßung und Einstieg 

Bereits vor der Begrüßung, wenn die ersten Teilnehmenden den Raum betreten, lassen sich auch hier sinnvoll Methoden zur Beteiligung der Teilnehmenden einsetzen. Beispielsweise kann mithilfe der Klebe-Punkte-Methode in Form eines Positionierungsstrahls an einer Pinnwand vorab ein Meinungsbild eingeholt werden. Auf der linken Seite des Striches befindet sich beispielsweise die Aussage „Ich sehe die Digitalisierung als Chance für unsere Demokratie“ und auf der rechten Seite die Aussage „Ich sehe die Digitalisierung als Gefährdung für unsere Demokratie“. Mithilfe von Klebepunkten können die Teilnehmenden zeigen, wie sie zu der Aussage stehen und ihre Meinung somit zum Ausdruck bringen.


Die Methode lässt sich auch gut an diesem Abend mit den Teilnehmenden selbst umsetzen, wenn der Raum genügend Platz bietet. Beispielsweise befindet sich an der einen Raumseite die eine Aussage und an der anderen Raumseite die andere Aussage. Die Teilnehmenden werden nun gebeten, sich im Raum so zu positionieren, dass sie entweder näher an der einen Raumseite, mittig oder an der anderen Seite stehen. Es kann helfen, zum Beispiel mit Klebeband eine Verbindung von der einen zur anderen Raumseite zu schaffen, um den Teilnehmenden noch mehr Orientierung bieten zu können. Wichtig bei dieser Methode ist es, dass es sich um zwei gegensätzliche Aussagen handelt.


Interessant wäre es auch, bereits Bezug zum Thema zu nehmen. Eine solche Meinungsabfrage könnte auch digital stattfinden. Eventuell kann ein QR-Code ausgelegt werden, mit dem die Teilnehmenden zu einer Onlineumfrage zum Thema gelangen. Viele moderne Smartphones haben die Möglichkeit, einen QR-Code mit ihrer Kamera zu erkennen. Mithilfe eines QR-Codes ist es möglich, dass Teilnehmende sofort zur Internetseite weitergeleitet werden. Sie müssen dann beispielsweise nicht die Adresse der Internetseite in das Suchfeld ihres Browsers eintippen. Mithilfe eines Browsers wie zum Beispiel Chrome oder Firefox können sie im Internet unterwegs sein. In den meisten Fällen kann auf dem Smartphone die Kamerafunktion geöffnet werden und die Kamera des Smartphones kann auf den QR-Code gerichtet werden. Zumeist erkennt das Smartphone den Link, der hinter dem QR-Code steckt und leitet zur Internetseite weiter. Es gibt viele Anwendungsprogramme, die zum einen QR-Codes erstellen und zum anderen digitale Meinungsabfragen möglich machen. Hier bietet es sich an, im Internet zu recherchieren. 


Zunächst begrüßt die Moderatorin / der Moderator / das Team die Teilnehmenden, sie stellen sich und ggf. die weiteren Beteiligten und das Seniorenbüro vor und führen inhaltlich in das Thema ein. Außerdem können sie den zeitlichen Ablauf des Diskussionsabends skizzieren.


Insbesondere ein guter Einstieg ist für den weiteren Verlauf wichtig. Hierbei können Methoden die Aufmerksamkeit der Gäste erhöhen.


Wenn es die Gruppengröße zulässt, können sich die einzelnen Teilnehmenden persönlich kurz vorstellen. Die Vorstellung der Personen kann bereits mit dem Thema verknüpft sein. Beispielsweise können die Teilnehmenden sagen, auf welches technische Gerät er oder sie nicht mehr verzichten möchte oder wie sich diese Person über politische Themen informiert.


Zum Einstieg in die Diskussion bietet es sich an, ggf. ein kurzes Video zu zeigen oder mithilfe eines fachlichen Beitrags in die Diskussion einzusteigen. Bei diesem umfangreichen Thema ist es ratsam, die Begriffe Demokratie und Digitalisierung kurz zu erklären.

Die Diskussion – Impulsfragen und Thesen können helfen 

Die Diskussion ist das Herzstück des Abends. Daher zahlt sich hier eine gute Vorbereitung aus. Im Voraus hilft es, Fragen, Thesen oder Diskussionsimpulse zu sammeln und auszuarbeiten. Es kann vorteilhaft sein, Fakten zusammenzutragen und diese in die Diskussion einfließen zu lassen.


Da das Thema sehr umfangreich ist, gibt es auch viele Themen, über die diskutiert werden kann. Es ist ratsam, die Fragen nach Themenschwerpunkten zu sortieren. Mögliche Diskussionsfragen könnten lauten:


  • Welche Chancen bietet die Digitalisierung für die Demokratie? Zum Beispiel mit Blick auf die Vernetzung von Menschen?
  • Wie kann man Menschen stärken, die richtigen Informationen zu filtern und im Dschungel der Daten im Internet zurechtzukommen? Was brauchen sie hierfür?
  • Können sich die Teilnehmenden digitale Bundestagswahlen vorstellen? Also sich vorstellen, dass sie ihre Stimme nicht mehr im Wahlbüro oder per Briefwahl, sondern im Internet abgeben werden?
  • Wie ändert sich die Rolle des Menschen in einer zunehmend digitalisierten Welt? Wie wird es empfunden, dass zunehmend mehr Maschinen und Computer die Aufgaben von Menschen übernehmen? Zum Beispiel ein Bankautomat zahlt nun das Geld aus und nicht, wie vor vielen Jahren, eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter in einem Geldinstitut.
  • Was muss bereits Kindern mit auf den Weg gegeben werden, um in dieser digitalen Welt zurechtzukommen?
  • Welche Gefahren sehen Sie für das Miteinander der Menschen und für unsere demokratische Staatsform durch die fortschreitende Digitalisierung?
  • Wie lassen sich die Chancen nutzen und die Gefahren reduzieren? Was braucht es hierzu, auch an gesetzlichen Rahmenbedingungen?

Drei Thesen mit Diskussionsimpulsen

These 1

Wird die Digitalisierung dazu führen, dass die Welt demokratischer wird? Führt die Digitalisierung zu mehr politischer Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, weil sie Menschen unkompliziert miteinander vernetzen kann und politische Einflussnahme leichter möglich ist? Oder bewirkt sie eher das Gegenteil?


Die Möglichkeiten der Teilhabe und Einflussnahme sind grenzenlos. Während auf der einen Seite beobachtet wird, dass die etablierten politischen Beteiligungsformen wie die Mitarbeit in einer Partei immer niedriger ausfallen und die Wahlbeteiligung seit den 1970ern sinkt (vgl. Decker 2016), steht einer Teilhabe an Online-Partizipationsformen eigentlich nichts im Wege.

Wissenschaftliche Daten zeigen allerdings auf, dass höhere Gesellschaftsschichten bei der politischen Partizipation überrepräsentiert sind (vgl. Weßels 2021).


Die Hoffnung besteht darin, dass Informationsunterschiede zwischen den einzelnen Gruppen ausgeglichen werden können.


Die Digitalisierung kann zu mehr Partizipation der Bürgerinnen und Bürger führen, da sich durch die neuen digitalen Möglichkeiten Personen einfacher in den politischen Willensbildungsprozess einbringen können.


Die Digitalisierung fördert die Vernetzung der Menschen. Beispielsweise können Bürgerinnen und Bürger schneller an politischen Entscheidungen in Form von Online-Direktabstimmungen beteiligt werden. Wichtig ist, dass digitale Möglichkeiten auch genutzt werden (vgl. ARD-Alpha 2020).

These 2

Das Internet hat die Funktion des Beobachtens klassischer Medien wie zum Beispiel der Zeitung oder des Fernsehens übernommen. 


In der Demokratie kommt den Medien klassisch die Funktion des Beobachtens zu. Journalistinnen und Journalisten, die bei der Zeitung, im Fernsehen oder im Radio arbeiten, verhindern, „dass einzelne Personen oder Gruppen einen als zu groß empfundenen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung erlangen.“ (Hasenbrink 2016). Die Medien können dabei als Wächter gesehen werden, die überprüfen, ob die Demokratie und ihre Prinzipien gelebt bzw. eingehalten werden und teilen dies den Bürgerinnen und Bürgern mit.


Die klassischen Medien wie die Lokalzeitungen erhalten nun Konkurrenz und ihre Auflagen sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen.


Viele Menschen nutzen das Internet als Informationsquelle. Doch kann das Internet die Funktion des Beobachtens in der Form, wie es die klassischen Medien tun, wahrnehmen? Denn insbesondere das Internet bietet die Möglichkeit, dass jede Person in Sekundenbruchteile Inhalte mit vielen Personen zum Beispiel auf Facebook teilen kann. Eine Verbreitung dieser Inhalte wiederum ist dann für weitere Leserinnen und Leser unkompliziert möglich. So können ganz schnell verschiedene Personen diese Nachricht erhalten. Die Leserinnen und Leser sind im Internet häufig auf sich alleine gestellt, um herauszufinden, ob die verbreiteten Informationen nun stimmen oder ob es sich um bewusst gesetzte falsche Nachrichten (Fake News) handelt, um Menschen für bestimmte Zwecke, Ansichten zu gewinnen und sie zu beeinflussen.


Wenn eine Verbreitung von Informationen so einfach möglich ist, kann das Internet dann die Funktion, zu beobachten und Inhalte zu prüfen, überhaupt übernehmen? Kann zukünftig vollkommen auf klassische Medien wie die Zeitung, das Fernsehen oder das Radio verzichtet werden?


Hier kommt der Medienkompetenz der Bürgerinnen und Bürger eine zentrale Bedeutung zu. Personen können mithilfe von Medienkompetenz seriöse Informationsquellen und falsche Nachrichten erkennen. Es ist wichtig, sich Medienkompetenz anzueignen und auch bereits Kinder, die von früh an in digitalen Lebenswelten aufwachsen, darin zu stärken, Medienkompetenz zu entwickeln.

These 3

Welche Gefahren bietet die Digitalisierung für die Demokratie und wie kann die Demokratie diese bewältigen?


  • Fake News (bewusste Falschmeldungen in den sozialen Medien)
  • Social Bots (Computerprogramme, die wie reale Menschen agieren und Themen in den sozialen Medien automatisch platzieren)
  • Mobbing im Internet
  • Datendiebstahl zum Beispiel in den sozialen Medien wie Facebook, um beispielsweise Informationen über das Konsumverhalten der Nutzerinnen und Nutzer gewinnen zu können
  • rechter Hass, Hetze und Rassismus in den sozialen Medien
  • Leugnerinnen und Leugner des Klimawandels
  • Onlinekriminalität
  • Insbesondere rechtspopulistische Parteien sind in den sozialen Medien unterwegs, fühlen sich dort sehr wohl und setzen Themen (vgl. ARD-alpha 2021).


Viele der aufgezählten Phänomene gibt es nicht erst seitdem die Digitalisierung vorangeschritten ist, sondern auch schon zu früheren Zeiten. Beispielsweise gab es auch früher schon Fake News (bewusste Falschnachrichten), die per Flugblätter verbreitet wurden. Doch durch die Vernetzung der Menschen breiten sich diese Gefahren nun viel schneller aus.


Soziale Medien bergen die Gefahr, Menschen eine Plattform zu ermöglichen, um demokratiefeindliche Meinungen auszutauschen, sich in sogenannten Echokammern zusammenzuschließen und eine Spaltung bzw. Polarisierung der Gesellschaft zu bewirken. In einer Echokammer kommen Personen zusammen, die eine gemeinsame Meinung oder Haltung teilen. Andere Meinungen werden aus diesen Echokammern ausgeschlossen. Dies führt dazu, dass Personen, die Teil dieser Echokammer sind, sich gegenseitig in ihrer Meinung stärken, obwohl diese Meinung und Haltung gegebenenfalls auf falschen Informationen aufbaut (vgl. Haim 2020).


Die aufgelisteten Punkte sind einige der Gefahren, die durch die zunehmende Digitalisierung dem demokratischen Miteinander der Bürgerinnen und Bürger Schaden zuführen können. Um solche Gefahren zu erkennen, sollten die Bürgerinnen und Bürger in der Nutzung digitaler Formate gestärkt werden. Von klein auf sollten Kinder lernen, wie sich sie sich in digitalen Welten zurechtfinden. Eine Förderung von Bildungs-, Medien- und Informationskompetenz zahlt sich hierbei aus. Außerdem sollten soziale Verhaltensregeln auch in sozialen Medien gelten. Diese sollten stärker kontrolliert werden und sich an demokratischen Prinzipien orientieren. Die Menschen sollten lernen, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist, in welchem sie sich alles erlauben können (vgl. ARD-alpha 2021).

Verabschiedung 

Im besten Fall ist eine lebhafte Diskussion entstanden und die Rolle der Moderatorin bzw. des Moderators ist es nun, das Ende einzuleiten. An dieser Stelle können wichtige Impulse aus der Diskussion zusammengefasst werden. Beispielsweise lässt eine Frage die Teilnehmenden nicht mehr los, sodass diese im Rahmen einer Fortsetzung diskutiert werden könnte.


Für die Planungsgruppe, die sich viel Mühe gegeben hat, ist es sicherlich von Interesse, sich Feedback zur Veranstaltung einzuholen. Auch hier bietet die Klebe-Punkte-Methode eine gute Möglichkeit. Außerdem können zum Beispiel anonym Feedbackzettel ausgefüllt und in eine Box gelegt werden.


Die Moderatorin bzw. der Moderator verabschiedet sich von den Teilnehmenden und lädt ggf. zu weiteren Aktionen des Seniorenbüros ein. 

5. Tipps und Tricks

Insbesondere bei Veranstaltungen in diesem Themenbereich ist die Angst groß, dass demokratiefeindliche Inhalte geäußert werden und die Diskussion eine Richtung einschlägt, die nicht gewünscht gewesen ist. Haben Sie hiervor keine Angst, sondern bleiben Sie ruhig. Versuchen Sie eine überhitzte Stimmung wieder zu beruhigen. Falls demokratiefeindliche Aussagen getätigt werden, fragen Sie ruhig nach, was jemand mit diesen meint, und bitten Sie um eine Erklärung. Häufig hilft es auch hier, mit Faktenwissen zu arbeiten, da demokratiefeindliche Aussagen oftmals auf Emotionen basieren und verallgemeinert sind. Wenn alle Versuche nicht weiterhelfen, ist es auch möglich, an dieser Stelle einen Punkt zu setzen und klar zu signalisieren, dass dieser Aussage nicht weiter nachgegangen wird (vgl. Süddeutsche Zeitung 2019).

6. Literaturverzeichnis

  • ARD-alpha (29.10.2021): Digitalisierung – Gefahr oder Chance für die Demokratie
  • Bundeszentrale für politische Bildung (zuletzt aufgerufen am 13.11.2023)
  • Decker, Franz (30.09.2016): Sinkende Wahlbeteiligung. Interpretationen und mögliche Gegenmaßnahmen.
  • Hasenbrink, Uwe (9.12.2016): Meinungsbildung und Kontrolle der Medien.
  • Pötzsch, Horst (15.12.2009): Demokratie.
  • Weßels, Bernhard (10.03.2021): Politisches Interesse und politische Partizipation.
  • Journalistikon (zuletzt aufgerufen am 13.11.2023)
  • Haim, Mario (10.04.2020): Echokammer
  • Süddeutsche Zeitung (17.04.2019): Zehn Tipps für schwierige Gespräche
  • wissens.dialoge.e.V. (zuletzt aufgerufen am 13.11.2023)
  • Disselhoff, Johanna (24.01.2017): Digitalisierung? Was ist das überhaupt?
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